Montag, 4. Juli 2016

Leichtsinn




Leichtsinn


An jenem Tag, machte ich die Fenster weit auf:
frischer Wind sollte hinein ins Haus.
Den Frühlingsduft von Rosen wollte ich wieder mal riechen,
der Luftzug sollte in die entlegensten Winkel kriechen.
Lustige Muster sollten junge Sonnenstrahlen werfen,
auf meinen alten Holzboden, den grauen, zerfurchten.
Meine kalten Hände wollte ich wärmen,
und mit den Fingern mein langes Haar durchkämmen.

Du kamst durch die Tür herein, und das Licht ging kurz aus.
Ein Luftzug zog durch das ganze Haus,
Du brachtest argentinischen Wein
und schenktest uns beiden reichlich ein.
Doch ich stand geblendet, reglos, barfuß und nackt.
und bin erst Tage später erwacht.
Sah den Staub, den Du aufgewirbelt, den Sprung im Fensterglas,
den der Wind gemacht, als Du eilig die Tür geschlossen hast.

Es war längst dunkel und Nacht, als ich die Fenster schloss,
kein Lüftchen sich regte, und ich das Mondlicht genoss.
Als ich die beschriebenen Blätter zusammensuchte,
meinen kindlichen Leichtsinn verfluchte,
die verstaubte Schreibtischlampe zurechtrückte
und mit Entschlossenheit den Füller zückte.
Als Du längst schon woanders warst,
Du, meine Liebe.

(KK 2016)


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