Donnerstag, 25. Juni 2015

Jugend




Jugend

Komm doch einfach mal so vorbei
und mach mein Herz mal wieder frei.
So richtig weit bis an den Schmerz.
so wie an diesem Nachmittag im März,
als so ein Flimmern in der Luft lag.

Damals, das war ein schöner Tag!
Nicht so verregnet und so grau.
Nicht so verwaschen und so lau.
Der war ganz anders, aber wie
das merk ich mir irgendwie nie.

Also komm doch mal wieder vorbei.

(KK 2015)



Dienstag, 2. Juni 2015

Kindlichkeit




Kindlichkeit

Berauscht von Deiner Nähe,
Trunken von Deinem Duft,
Gesättigt in Deinen Armen,
Geborgen in Deiner Wärme

Fühle ich plötzlich mein eigenes Herz schlagen,
Das Blut in meine Wangen fließen,
in meinen Fingerspitzen pulsieren.

Nehme die Form meiner Zehen wahr,
Drücke sie spielend gegen Deine
Und weiß dann auf einmal,
Wie groß ich schon bin.

(KK 2015)



Samstag, 23. Mai 2015

Am liebsten höre ich Dich schweigen




Am liebsten höre ich Dich schweigen

Dein leiser ruhiger Atem,
Dein gleichmäßig warmer Körper,
Dein verlässlich sanftes Herz
vibrieren in einem Rhythmus,
der mir behagt,
Geborgenheit schenkt
und Hoffnung macht.

Ich sauge die Wärme auf
mit jeder Pore meiner Haut,
Deinen Duft in meiner Nase,
meine Fingerspitzen
an Deinem Hals -
blicke ich schließlich in Deine Augen,
doch die machen mich wie immer verlegen.

(KK 2015)




Freitag, 15. Mai 2015

Verliebt




Verliebt

Entzündet an Deiner klaren blauen Flamme
verbrenne ich -ein Blatt Papier- zu Asche,
die ein Frühlingshauch verweht.

(KK 2013)




Mittwoch, 13. Mai 2015

Die Nachbarin



Die Nachbarin

Ich bin die Frau, die Du schon morgens den Rotwein kaufen siehst,
die den Faden verliert, weil sie sich nicht erinnert, ob sie die Zigaretten eingepackt hat,
die auf ihre Unterlagen starrt und sich fragt, warum sie nachts doch noch eingeschlafen ist,
anstatt die Präsentation Korrektur zu lesen.

Ich bin die Frau, die gern sechs Kinder geboren hätte,
die gern mehr Zeit mit ihrer Mutter verbracht haben würde,
die ihr Leben gern mit einem einzigen Mann geteilt hätte,
die sich heute noch fragt, warum sie vor zwanzig Jahren zuhause geblieben ist,
anstatt mit diesem Jungen ins Kino zu gehen.

Ich bin die Frau, die gestern Abend zu laut gelacht hat,
die ein viel zu enges Kleid anhatte,
die nicht wusste, worüber die anderen sprachen,
die sich mitten in der Nacht fragte, warum sie nicht gemerkt hat,
dass ihr Makeup verschmiert war.

Wenn ich Dich ansehe, dann wäre ich gern eine Frau,
deren Bluse gebügelt ist,
deren Kuchen nicht anbrennt,
und deren Kinder Schleifen im blonden Haar tragen.

Doch wenn wir uns begegnen,
dann siehst Du mich mit Deinem Herzen.

(KK 2015)



Montag, 11. Mai 2015

Bitte (2)




Du glaubst, dass Du liebst -

und Deine Hände zerstören die glatte Haut,
die Du so gern bewunderst.
Und Deine Augen entweihen das Leuchten
der blitzenden frechen Kinderblicke.
Und Dein Geld lässt seine Seele verfetten.

Dein spießiger Alltag,
Dein müffelndes Bett,
Deine zählende Großzügigkeit,
Deine Romantik aus zweiter Hand -

lassen dieses fremde Kind verwelken
in einer Pappschachtel aus Illusionen
voll von veratmeter Luft.

Bitte fahre nicht in den Urlaub!

(KK 2013)



Dienstag, 28. April 2015

Ein jedes Mal




Ein jedes Mal

Mit jedem Schritt
auf dem Weg zu Dir
verliere ich mich
ein kleines Stück.

Den Rest verbrennst Du
mit Deinen Augen.

(KK 2014)





Sonntag, 12. April 2015

Die Freundschaft




Die Freundschaft

Ich schau Dich an:
Du gehst gebückt,
die Schultern fest nach vorn gedrückt.
Bedeutungsschwer legt sich Dein Blick
auf das Unverbrauchte in meinem Gesicht.
Du sprichst in Eile, doch recht laut,
von Dingen, die ein Mensch sich baut:
eine Geschichte, einen Namen, einen Ruf und auch ein Haus,
ein Kind, eine Frau, eine Familie, die ein Mann so braucht.

Was bin ich Dir?
Wozu bin ich Dir gut?
Was zieht Dich zu mir hin?
Woher stammt sie, Deine Wut?

Du schaust mich an:
ich gehe flüchtend und gehemmt,
in Deinem Schatten wie in mich selbst verklemmt.
Entweiche Deinem Blick – das Reden fällt mir schwer.
Unsere Worte entweichen ohne Wiederkehr.
Würde ich in Deiner Sprache berichten vom vergangenen Tag,
in langen Gesprächen, wie ich sie nicht mag –
hätten wir zumindest etwas zu tun,
doch besser wäre es, in Stille einfach auszuruhn.

Was bin ich Dir?
Wozu bin ich Dir gut?
Was zieht Dich zu mir hin?
Wie heißt sie, Dein Not?

(KK 2015)




Mittwoch, 8. April 2015

Dein Spiegel




Dein Spiegel


Ich stehe und halte den Spiegel für Dich
Du schaust in den Spiegel
und siehst mich nicht.
Hinter dem Glas gibt es so viel zu sehn,
und zu wenig Zeit, um sich anzulehn.
Du sagst, Zeit verrinnt.
Mein Kopf wird bildervoll.
Dein Anblick verschwimmt,
Du sagst, dass ich Geduld haben soll.

Ich halte den Spiegel in ein anderes Licht.
Ich schau in die Augen in Deinem Gesicht.
Die Welt in deren Spiegel,
ist mir noch immer fremd.
Du sagst, es wäre die Welt, die ein jeder kennt.
Ich höre die Worte,
lausche dem Klang,
erfreu mich am Abschied
als der Spiegel zersprang.

(KK 2015)



Sonntag, 22. März 2015

Sand





Sand

Komm, und gehe mit mir in den tiefen Sand!
komm, lass Deine Sohlen brennen in dem heißen Sand!
Wir wollen Kraft vergeuden,
Schweiß verlieren,
Durst spüren,
unsere Haut tief röten.

Dann kehren wir zurück ins kalte Haus,
laufen über kühlen Marmorboden,
waschen im weichen Wasser alles Salz hinweg,
trinken eiskalten Zitronentee,
lassen die offenen Haare wehen
am weißen Holzfenster im Wind.

(KK 2015)


Samstag, 21. März 2015

Was Du mir bist



Was Du mir bist

Du kannst mir nicht die Welt sein,
auch wenn Du mehr als eine Wahrheit in Dir trägst.
Du schenkst mir nicht die Fülle,
die mich zur Reife bringt,
die Früchte in tausend Formen in der Welt verstreut.
Du bist mir nicht genug,
wie als Kind ich ihn mir erträumte,
den Menschen, der mich rund macht,
eine Sättigung, die für ein Leben reicht.
Wohl wissend, Du bist mir nicht genug,
will ich doch mit Dir verschmelzen.

Denn Du lehrst mich die Liebe,
die mein Herz am schlagen hält,
die mir den Weg zur Einen, mir selbst,
immer wieder aufs Neue zeigt.

(KK 2015)



Mittwoch, 18. März 2015

Ankunft





Ankunft

Da ist ein Tier in mir,
das will die Zähne in Dein Fleisch schlagen, Dich verschlingen, sich an Deiner Liebe laben.
Das treibt mich zu Dir, will auch mich beherrschen, Besitz ergreifen, meinen Tag einnehmen,
das Leben rauben, mich die Sonne vergessen lassen, den Mond anheulen und Bäume ausreissen.

Da ist eine Frau in mir,
die will Deine Lippen spüren, Deine Hitze wecken, mit Dir verschmelzen.
Die will Dich kontrollieren, mit Dir spielen, mit Dir zusammen Trauer spüren.
Die will Dich verführen, mich und Dich versuchen und Dich besitzen.

Da ist eine Richterin in mir,
die will Recht über Dich haben, Dir Vorschriften machen und Regeln aufstellen,
die will Dich bewerten, beurteilen und bestrafen.
Die will Dich willenlos machen, Dir Deinen Stolz nehmen und Dich großzügig begnadigen.


Da ist ein Kind in mir,
das will mit Dir toben, will Dich jagen und groben Unfug treiben.
Das will mit Dir Pferde stehlen, in die Nacht ausreissen, die ganze Welt bereisen.
Es will sich an Dich kuscheln, Deine Haut nachschmecken, mit Dir lachen bis die Bäuche platzen.

Da ist eine Mutter in mir,
die will Dich verehren, auf den Sockel stellen, Dir die Füße küssen, Dir die Tränen trocknen.
Die will Dich verwöhnen und umsorgen, warm ins Bettchen stecken, Deine Haare streicheln,
Dir die Sonne zeigen, will Dich in den Armen wiegen und auf dem Rücken tragen.

Dann bist Du da.
Das aufmerksame Strahlen Deiner Augen,
die stille Freude Deiner Seele,
das ruhige Pulsieren Deiner Liebe,

die wiegen das Tier in einen friedlichen Schlaf,
sie lassen die Frau heilen,
sie stimmen die Richterin milde,
lassen das Kind still staunen,
machen die Mutter sorglos stumm.

Und ich, ich lass Dich endlich frei.

(KK 2012)


Donnerstag, 12. März 2015

Mein Kreuz




Mein Kreuz

Mein Kreuz -
ich trag es auf der Brust.
Dort, wo mein Herz mit jedem Schlag dagegen stößt,
wo mich ein tiefer Atemzug schmerzt,
mein Schultern sich von selbst nach vorne beugen.

Mein Kreuz -
ich trag es auf der Stirn.
Dort, wo jeder Gedanke zu Dir will,
wo meine Gefühle sichtbar sind,
ich in jedem Menschen nur Dich zu sehen glaube.

Meine Schritte sind schwer,
meine Zeit vergeht nie,
mein Alltag – ein Warten
auf den nächsten Traum,
der mich gnädig in Deine Stille trägt.

Du, der die Stille bist.
Du, bei dem die Zeit still steht,
bei dem mir alles einfach scheint
und ich so leicht bin und so frei -
geradezu albern und naiv -

Du siehst das Kreuz nicht,
die Last, die Schwere in mir.
Denn ich trage es aus Sehnsucht zu Dir.

Diese Sehnsucht zerfällt in Erinnerung,
an einen Moment nur, den wir teilten.
Nur ein Augenblick der Ewigkeit,
die Welt hielt den Atem an,
als wir uns erkannten,
uns erinnerten, was wir so leicht vergessen,
wenn wir uns bewegen lassen im Fluss der Zeit.

Ich trage das Kreuz
und es ist mein Zeichen -
Du trägst das Deine auf Deiner Brust.
Ich küsse Deine Narbe mit meinen Augen -
Doch mein Kreuz -
das siehst Du nicht.

(KK 2014)


Dienstag, 10. März 2015

Schatten





Schatten

Schatten vergangener Jahre
schieben die Sonne weg,
greifen nach meinem Herzen,
fesseln mich an das Bett.

Gedanken außer Kontrolle
gründen sich immer neu,
fallen in meine Glieder,
machen die Lunge ganz voll.

Freunde vergangener Zeiten
fragen, wie es mir geht,
müssen immerzu lachen,
sind unendlich weit weg.

(KK 2015)



Montag, 9. März 2015

Unterwegs



Unterwegs

In einem Alter,
in dem die Reisen ins Innere gehen,
in dem der Reichtum der Jugend an Zeit,
und die Suche im Außen ein Ende nehmen -

Eine Reise in die Welt,
um zu sehen,
ob sie das gegebene Versprechen hält,
einst meinen Träumen gegeben.

Bin erstaunt,
das Sehen noch zu beherrschen,
Herzen zu begegnen,
die sich zu anderen Wegen bekennen.

Male mir aus,
wie ich Ufer wechseln will,
vergesse die Bilder vor Deinem Haus,
stehe vor Freude still.

Betrachte Dein Hier,
auf den Blättern das Licht.
das Glänzen der Sonne in Deinem Haar,
verpassen könnte ich es nicht.

(KK 2015)


Donnerstag, 5. März 2015

Alte Mäntel



Alte Mäntel

Identitäten abstreifen
wie alte Mäntel vergangener Jahre.
Manche schmeichelten dem Spiegelbild,
die Trennung fällt mir schwer,
Fotos bleiben,
verführen die Erinnerung,
brauchen Zeugen,
die sehen, was ich sah in mir in diesem Mantel.

So viele Mäntel,
wer mag schon hinsehn,
wenn sie verschlissen sind,
man sich der Mode, des Stils der Zeit nicht mehr erinnert,
ja wenn es nicht derselbe Spiegel ist durch den man heute schaut,
die Sonne nicht so scheint wie damals
und auch die Luft viel trockener ist.

Ich bin es müde,
neue Mäntel anzuziehen.
Ich bleibe nackt vor dem Spiegel stehen,
mag mich nicht ansehen,
brauche noch etwas Mut, etwas Zeit, anderes Licht,
aber keinen neuen Mantel.

Ich bleibe vor dem Spiegel stehen
und warte auf den richtigen Moment.

(KK 2015)



Mittwoch, 4. März 2015

Geruch



Geruch

Vanillehauch im Pfirsich-Aprikosenduft,
Mandelöl mit Nelken und Zimt,
Kamillenblüten im Erdbeemus,
Kühle Äpfel frisch vom Baum,
Tautropfen auf Zwiebellauch,

Eine Ahnung von Regen in der Luft,
vom Geruch Deines Frühstücks überstimmt:
Eierkuchen ganz pur – ein wenig Zucker in Deinem Kuss,
Schokoladenreste im unsichtbaren Flaum,
Sandkörner auf Deinem Bauch.

Es gäbe nichts Schöneres als Deine helle Haut,
sähe ich nicht noch Deine dunklen Pokemonaugen!
 
(KK 2015)


Dienstag, 3. März 2015

Abgestaubt



Abgestaubt 

Sie hat Dich einfach abgestaubt.

Mit ihrem frechen Lächeln,
mit ihrem jugendlich federnden Schritt
übernahm sie den ersten,
forderte Dich heraus,
provozierte Deinen Unmut,
machte Dich ratlos,
brachte Dich zum Schweigen,
schenkte Dir in schlaflosen Nächten eine Sehnsucht,
die Dich ganz nah an Sie heran
und immer weiter weg von mir zog.

Aus meinen weichen Armen,
meinen zärtlichen Augen,
meinem warmen Bett,
meinem sonnigen Garten.
Unseren klaren Träumen,
den gemeinsam verflogenen Jahren,
unserer Sprache vom Wir.

Ich seh Dich nun an,
wie Du an ihrer Seite glühst.
Das Abgestaubte steht Dir gut!
(KK 2013)