Erinnerung
Sie kommt als ungeladener Gast
ich wappne mich, mach mich weit, fast
durchlässig für ihren bittren Hauch,
und den Druck auf meinen weichen Bauch.
Als Wehmut macht sie in mir Rast,
ich geb ihr Raum und sie, sie passt
sich an an meinen altbekannten Schmerz,
streicht sanft und warm mein altes
Herz.
Und ich erinnere mich an den
Lindenhauch
den Duft Deiner Haarsträhne und auch
das Laternenlicht auf Deiner blassen
Haut,
wie Schnee, der auf langen Wimpern
taut.
Ich weiß auch wieder, wie leicht wir
rannten,
durch Regen in die Wellen hinein, wir
kannten
diesen Rausch, wenn wir am Abgrund
tollten,
die Berge ohne zu bremsen
herrunterrollten.
Meine Lungen schmerzen schon lange
nicht mehr,
wenn ich lache und längst
herzklopfenleer
sind die durchgemachten Nächte wie das
unberührte Buch,
das ich auf dem Nachttisch unterm
Zeitschriftenstapel such.
Doch gerade dann, wenn ich mich frage,
ob ich nur Liebe in der Erinnerung
ertrage,
weiß ich, dass nicht sie es war, die
meine Reise gebucht,
sondern der Wehmut junge Schwester,
Fräulein Sehnsucht.